14. November 2013

Vietnam und die deutschen Windmühlen

Wenn sich Reisende zufällig auf Flughäfen treffen, wenn sie etwa auf einen Anschlussflug warten, so ergeben sich immer wieder nette Gespräche über die jeweiligen besuchten Länder. Schnell erkennt man, wer als gewöhnlicher Tourist unterwegs ist, oder wer entweder in der Fremde arbeitet, oder Globetrotter ist, der zwar viel Zeit aber in der Regel wenig Geld hat, und sich schon deshalb abseits der Touristendestinationen aufhält. Oft, gerade wenn es Asien betrifft, sind auch Familien zu sehen, die ihre Wurzeln sowohl in dem asiatischen Land haben, als auch im Westen. Alle diese Leute sind immer die interessantesten, können Geschichten und Eindrücke wieder geben, die sich in den Nachrichten oder den Reiseführern nicht finden. Vergleiche werden angestellt, Mentalitäten und Bräuche beschrieben, wo sind welche Entwicklungen im Gange, wo ändert sich nichts.

Kommt die Rede auf Vietnam, ist demjenigen der davon erzählen kann, sofort eine erhöhte Aufmerksamkeit gewiss. Vor rund zehn Jahren noch mehr als heute. Die wirtschaftliche Dynamik dieses Landes, der Willen der Vietnamesen die Zukunft anzupacken, nötigte immer einigen Respekt ab. Nun hat es sich bis in den letzten Winkel herumgesprochen, Vietnam ist auf dem Vormarsch, das Wirtschaftswachstum beständig und hoch. Dazu braucht man Energie und Rohstoffe, eine Binsenweisheit. Rohstoffe, zum Beispiel seltene Erden, hat Vietnam in nennenswertem Umfang, und für die Stromerzeugung reichlich Kohle auch, was sich darin widerspiegelt, dass nach „den Plänen der Regierung in den nächsten sieben Jahren 13 Kohlekraftwerke ans Netz gehen“ sollen, wie die Seite 'Trade & Invest' berichtet.

Die sogenannten »Erneuerbaren Energien« spielen diesem Zusammenhang keine Rolle, und dies obwohl Vietnam mit einer Küstenlinie von über dreitausend Kilometern ganz sicher entsprechend günstige Standorte für Windkraft haben dürfte. Das hat auch die deutsche Bundesregierung erkannt und angesichts der Tatsache, dass Vietnams Energiebedarf jährlich um 15% steigt, glaubte man hier wohl das Exportmodell »Energiewende« anbringen zu können. Noch 2011 schwadronierte man daher in Berlin, dass in Vietnam auch so etwas wie ein »Erneuerbare Energien Gesetz« kommen soll. Demnach sollte bis 2020 rund 5% des Strombedarfs durch Windkraft gedeckt werden. Schaut man sich aber den Masterplan an, nach dem das südostasiatische Land seine Infrastruktur zur Energieversorgung ausbauen möchte, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Die für 2020 angestrebte Kapazität ist mit 1.000 Megawatt angegeben, was 1,33 % entspricht. Wir brauchen hier nicht weiter ins Detail gehen, festzuhalten bleibt nur, dass die Hoffnungen und Pläne der Bundesregierung die Energiewende als Exportmodell anzupreisen, wieder einmal kläglich gescheitert ist. Es bleibt dabei was man schon 2011 fest stellte: „Bislang haben sich Investitionen in erneuerbare Energien in Vietnam nicht gelohnt“.

Schon im Masterplan wurde der Bau von Kernkraftwerken beschlossen, ein erstes wird 2020 ans Netz gehen, weitere werden folgen. Dies wiederum ruft andere Nationen auf den Plan, die für ihre jeweiligen eigene Wirtschaften einen Anteil am Zukunftsprojekt Vietnam haben möchten, dabei natürlich sich selbst und den Vietnamesen Vorteile verschaffen möchten, so wie das eben bei guten Deals ist. Und im Gegensatz zu den Deutschen, die ihre Windmühlen und das drum herum geflickschusterte »Erneuerbare Energien Gesetz« wie Sauerbier anbieten, machen andere Nägel mit Köpfen. Putin beispielsweise, wie die Seite »nuclearpowerdaily« vermeldet.
Russia is helping Vietnam "to develop a nuclear industry which is a totally new sector for the country," the president said in his advance message.

Vietnam is teaming with Russian utility and energy company Rosatom on the country's first nuclear power plant, a two-reactor facility, in the south-central province of Ninh Thuan, which is scheduled to come online in 2020.

"Vietnam will prioritize nuclear power development" to address its power crunch, Deputy Prime Minister Hoang Trung Hai said at a Vietnam-Russia business forum last month, Vietweek reports.
Doch nicht nur die Russen, auch die Amis stehen bereit. Bereits letzten Monat waren sich die Vereinigten Staaten und Vietnam einig geworden, amerikanischen Firmen zu erlauben, an der Entwicklung und Ausbau der Kernkraft in Vietnam mitzuwirken. Südkorea und Japan haben ebenfalls bereits Interesse an Vietnams Kernkraft-Sektor gezeigt. Wie auch nachzulesen ist.

Eines wird am Beispiel Vietnam überdeutlich: Ein Exportmodell ist die deutsche Energiewende keinesfalls, im Gegenteil, dadurch dass der gesamte Kernkraftsektor hierzulande abgewickelt wird, beraubt sich Deutschland seiner Zukunftschancen, auch auf dem gerade immer wichtiger werdenden asiatischen Markt. Von den desaströsen Auswirkungen der Energiewende auf die heimische Wirtschaft mal ganz abgesehen.

Die Vietnamesen gelten als die Preußen Asiens, und wie von den Erfolgen der Deutschen und der Vietnamesen auf den Flughäfen gesprochen wird, so schwingt darin immer eine Bewunderung mit, weil sie als besonders fähig gelten, Dinge anzupacken und zum erfolgreichen Ende zu führen.

Wie lange das wohl noch für die Deutschen gilt, die sich mit ihrer Energiewende zur internationalen Lachnummer machen?

2 Kommentare :

  1. Was für ein Quatsch, auch die Vietnamesen werden lernen, dass Strom aus AKWs sau teuer ist und das KOhlekraftwerke zur Luftverschmutzung beitragen. Und dann werden sie genauso wie die Chinesen umweltfreundliche Formen der Energiegewinnung suchen. Dann sind die Deutschen im Geschäft.
    Alles eben nur eine Frage der Zeit, die Chinesen haben es schon gelernt und die Vietnamesen werden es noch lernen.

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  2. So - die Chinesen haben es gelernt? Warum setzen sie dann so massiv auf die Kernenergie?

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