31. August 2016

Schnipsel im August '16

Großes Gelächter im Auto, als ich meiner Tochter erklärte, dass, falls sie sich mal ein Kopftuch aufziehen möchte - gerade liefen auf dem Gehweg ein paar besonders unansehnliche Personen dieser Spezies vorbei - auch so einen dicken Hintern wie die meisten Kopftuchträgerinnen bekommt. Na ja, eigentlich mag ich ja dicke Hintern, nur in Kombination mit Kopftuch wird es unangenehm anzuschauen. War mein Ausspruch hinterfotzige Indoktrination? Natürlich war es das, aber es hat Spaß gemacht. Und gelacht haben wir alle.


Geschäftidee: Supermarkt mit dem Titel: »Hier kein BIO«. Ich würde größere Wege dahin in Kauf nehmen. Peter ergänzte: »Hier mit Genen« wäre auch ganz gut. Stimmt, ob der Schalk der in diesem Spruch sitzt aber verstanden wird?


Ist schon richtig, was Birgit Kelle meint: Bukaverbot bekämpft Symptome, nicht die Ursache. Mich stören die vielen Kopftücher viel mehr, bei der Burka ist sowieso alles zu spät, die beachte ich gar nicht.


Ich mag Leistungssport nicht, er erzählt mir keine Geschichten. Nur weil einer in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Strecke auf eine bestimmte Art und Weise zurück gelegt hat, oder sonstwelche komische Dinge tut, die aber allesamt genormt sind damit man sie vergleichen kann, kann ich nicht in Euphorie ausbrechen. Gäbe es eine Olympiade der Zirkusse, ja die würde ich mir anschauen.


Ich will die Burka nicht verbieten, aber der Burkaträgerin sagen dürfen, dass ich das Kleidungstück bescheuert finde, sie auslachen dürfen, ohne danach gleich ein Horde von hyperventilierenden Spinnern am Hals zu haben.


Wenn von einem Burkaverbot diese Botschaft ausgeht: „Ihr mit eurer Kultur sei hier nicht erwünscht!“ dann soll mirs recht sein. Aber gerade dies soll unbedingt vermieden werden und es werden billige Begründungen gesucht, die ein Burkaverbot anders rechtfertigen.


Warum sollte ich Vorräte anlegen? Gleich nebenan ist ein Kleintierzüchterverein.


Heute Mittag die letzte »Junge Freiheit« beim EDEKA ergattert. Scheint sich gut zu verkaufen. 3 x über Nolte. Interessant.


Klar ist es dämlich Kleidungstücke zu verbieten, doch um Textilien geht es bei der Burka nicht, sondern um Ideologie im öffentlichen Raum.


Im übrigen, auch aus anderen Gründen, bin ich für Schuluniformen.


„Auf den Philippinen hätten diese Leute“, meine Frau meinte die fitten Älteren mit ihren Walkingstöcken in der Hand, „die hätten keine Hand frei für Skistöcke im Sommer, sondern hätten Enkel an der Hand.“


Anlass für meinen Text über die Mauer waren ja Sloterdijks Ausfürungen zur »Selbstdomestikation« in Zusammenhang mit der Neotenie. Den, aus meiner Sicht, wirklich brisanten Satz: „ ..., dass die Vorstellung von kultureller Prägung des Menschen viel zu kurz greift, nein der Mensch ist durch »seine« Kultur erst so entstanden, es ist nichts Fremdes was man ihm aufgeprägt hat, und vielleicht auch wieder umprägen könnte, sondern es ist Teil seiner Selbst.“ den hat bislang keiner aufgegriffen. Eigentlich ist das ja was ganz simples, nämlich dass der Mensch von seiner Umgebung gemacht wird, Prägungen sind damit nicht vergleichbar. Wenn man diese Feststellung weiter verfolgt, dann hat es was Kulturrassistisches. Ich meine das nicht negativ oder herabwürdigend, sondern versuche es auf das Individuum bezogen zu verstehen. Letztlich ist es meine Art zu versuchen zu verstehen, wer oder was ich selbst bin.

Früher habe ich öfters mal vom „kulturellen Befehlsstachel“ gesprochen, dazu hatte ich Canettis »Befehlsstachel« weiter gedacht, eben dass man als Individuum eine ganze Kultur als Befehlsgeber begreifen kann, gegen die man Abstoßungskräfte entwickelt, weil ansonst die Gefahr besteht, man selbst wird Teil dieser Kultur. Sloterdijk beschreibt nun mit seinen Ausführungen zur Neotenie des Menschen, dass dieser gar keine Widerstandskräfte gegen diese kulturellen Befehle entwickeln kann, sondern dass der Mensch erst innerhalb seiner Kultur entsteht. Der Begriff Prägung, auch kulturelle Prägung, ist deshalb zu oberflächlich. Ob ich wegen dieser Gedanken nun wirklich schon ein Rassist bin? Es kann sicher so gedeutet werden, auch wenn ich nicht so empfinde. Mir geht es ja nur darum zu verstehen was ist und beim Denken darüber will ich mir keine Beschränkungen auferlegen und schon gar nicht auferlegen lassen.


Da Politiker kurz vor Wahlen auf einmal Sätze sagen, die sonst nie über ihre Lippen kommen, zeigt, sie wissen wie ihre Wähler ticken. Nur, dass beruhigt mich keinesfalls, weil es ebenso zeigt, dass sie einen Scheiß auf ihre Wähler geben, sind sie erst mal gewählt.


Tja, lieber Boris Palmer, Ihre Partei ist voller Trittins.



Es sind wohl die Überreste eines Protestantismus in mir, die verhindern, dass ich auf das Gegebene stolz bin. Wie groß ich bin, welche Haar- oder Augenfarbe ich habe, oder welche Nationalität. Es wurde mir gegeben, ich nehme es an und bin dankbar, manches mag ich nicht. Aber stolz sein kann ich nur auf das Eigene, nicht auf das Gegebene. Doch wie viel baut das Eigene auf dem Gegebenen auf, gibt es überhaupt ein Eigenes ohne dem Gegebenen?


„Schau mich an, wenn ich mit dir rede“! Bestimmt die meisten von uns haben in ihrer Kindheit diesen Satz gehört, ich selbst habe ihn auch verwendet, meinen Kindern gegenüber. Es ist eine Aufforderung zum Kampf, ausgesprochen von dem der sich seiner Überlegenheit sicher ist.


Dorthin ausweisen, von dem sie sagen, dass sie her kommen. Köstlich wenn das gänge.


Sich gegenseitig beim Frühstück die Träume der Nacht erzählen, der Tag könnte nicht besser beginnen. Die Welt und die Nachrichten haben zu warten, sie sind nicht wichtig.


Früher war der Mensch der Natur ausgeliefert, heute ist es umgekehrt. Dies ist die Kernaussage der Rede vom Anthropozän.


Weltkatzentag und Umweltüberlastungstag gleichzeitig. Ein PR-Desaster für die Ökos.


Die Renate hat halt Angst, dass das rauskommt, was immer raus kommt wenn sie was sagt: Unsinn!


Wenn die Erde wirklich wie ein Raumschiff ist, warum lässt man die die Flugangst haben ans Steuer?


Die Säkularisierung der Türkei seit Atatürk scheint nur oberflächlich gewesen zu sein. Schöner Anstrich, aber ohne Haftung und Wirkung.


Sportveranstaltungen die ich mag: Fischerstechen in Tübingen oder RedBull-Flugtag etc. Alles andere kann mir gestohlen bleiben.


Es gibt Frauen, die putzen lieber die Toilette, als dass sie einen Sitzpinkler als Mann haben. Ich habe mich bei meiner dafür entschuldigen müssen, dass ich im Sitzen pinkle.


„Ich war doch in meiner Jugend auch links“, hört man oft, quasi als moralische Rechtfertigung. Welche Moral soll das sein? Gibt es ein Moralität der selektiven Wahrnehmung?


„Wegen zu lauten Lachens spreche ich Ihnen einen Platzverweis aus“, sagte einer der Beamten.


Kann nur von Sloterdijk kommen, diese Wortschöpfung: „Fundamentalismen der Simplifikation“


Japan: „Solarinsolvenzen nehmen zu“


Merkel spricht von der »Solidarität aller Menschen in Deutschland«. Ich mag diese Wortwahl nicht und bezweifle die Aussage. Was bedeutet dieses »aller Menschen«? Klar ist nur, sie will das Wort »Deutsche« nicht verwenden.


Die alte Bundesrepublik, deren Erfolgsgeschichte wurde torpediert. Diese Grundhaltung findet sich bei der einen Hälfte der AfD und deren Anhänger und Wähler. Diese sind auch diejenigen, die meinen, mit der CDU, mehr noch mit der CSU, gibt es die inhaltlich größte Gemeinsamkeit; es sind die, die von Merkel aus der Union vertrieben wurden. Landläufig werden sie konservativ genannt. Vielleicht sind es nur Nostalgiker mit Sehnsucht nach einer Zeit der klaren Zuordnungen. Mit den neuen Zuordnungen, den postnationalen (inklusive des liberalen Internationalismus) oder den ökologischen, können sie nicht viel anfangen. Ihre Identität ist eng mit der alten Bundesrepublik und ihren Narrativen verbunden. Nur wurde das nie ausformuliert, nur gefühlt. Vielleicht ist es das größte Versäumnis. So entsteht nun eine zweite Dolchstoßlegende, die aber, im Gegensatz zur ersten, nicht so einfach von der Hand zu weisen ist.


Klar lese ich bei Sezession.de mit. Sonst würden mir ja solche Sachen wie die hier entgehen:
„Denn die Kernidee des Universalismus ist ein linearer, globaler und konvergenter Fortschritt einer imaginierten (und unbewußt ethnozentrischen Version der) Menschheit, hin zu einem Zustand der totalen Gleichheit. Oft ohne dass es ihm bewußt wird, wird der Universalismus auf diesem Weg aber schleichend „identitär“. Er entwickelt seine Mythen, seine Rituale, seine Geschichtlichkeit, seine Feindbilder. Und er schafft sich – mitten im Profanen – einen „pseudo-sakralen Raum“, wie es Mircea Eliade beschreibt.“


Ärgerlich dass es das DDR-Klopapier nicht mehr gibt. Diejenigen die der DDR hinterher weinen sollten nur noch solches benutzen dürfen.



Dossier: Aphorismen



Einige dieser „Gedankenschnipsel“ – und weitere – hier in:
Chorhähnchen esse ich jederzeit“.

Paperback
148 Seiten
ISBN-13: 9783744895590
8,50 €
E-Book
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