31. Mai 2017

Schnipsel im Mai'17

Wie stehts um die Fundamente? Was sind meine Fundamente? Ich weiß es nicht! Die Fragen sind berechtigt, überhaupt. Darüber wird gestritten, auf welchen Fundamenten unsere Gesellschaft überhaupt aufgebaut ist. Doch es ist offensichtlich, das Haus steht, auf welchen Fundamenten auch immer. Kann man die austauschen ohne die Stabilität des Hauses zu gefährden?

Was die einen als Geborgenheit in der Identität empfenden, ist für andere eine Vereinnahmung.

Honoré Gabriel de Mirabeau aktualisiert: „Andere Staaten halten sich eine Verwaltung, in Deutschland hält sich die Verwaltung einen Staat.“ Er schrieb von Preußen und dem Militär, egal.

Politisches Cabaret war selbst in der DDR regierungs- und gesellschaftskritischer als es in der BRD derzeit ist.

Wenn ich heute eine Städtereise planen würde, es wären nur Kleinstädte auf der Route. Großstädte sind mir zu arrogant.

„White Monkeys“ schrie der Flüchtling gestern auf dem Aldiparkplatz und pisste demonstrativ in die Hecke. Vielleicht war er betrunken, ich weiß es nicht. Die Menschen gingen vorbei, zu ihren Autos, und beachteten ihn nicht weiter. Ich auch, und lächelte. Ob die paar Dutzend Leute, die das gestern miterlebten, es mit den schönen Reden in TV&Co. in einen Topf bringen würde mich interessieren. Nur eine hörte ich sagen: „Oh Gott, was passiert mit Deutschland?“

So wie früher so manche Philosophen empört waren, dass man nicht auf sie hörte, so sind es heute die Naturwissenschaftler. Diese Kränkung ertragen sie schlecht und es entwickeln sich Machtphantasien. Darin sehe ich die größte Gefahr.

Kämpfe wie ich sie mag. Auf meiner Lieblingsinsel im Mittelmeer. Zwei Opernhäuser konkurrieren auf Gozo.

Nein ich bin nicht von der SPD enttäuscht, das geht gar nicht, ich war nie links, auch in jungen Jahren nicht.

Nun muss ich ein wenig über mich selbst schmunzeln: Bin ich etwa Anarchist, oder Libertärer, weil ich das Individuum so über das Kollektiv setze? Ein bisschen sicher, mehr aber ein Individualist auf der Suche nach seiner Identität. Und die gibt es eben nicht ohne die Prägungen der Heimat.

Zum Nachtisch Wackelpudding. „Lustig, der ist ja so schwabbelig wie dein Bauch.“ sagt der Kleine zu mir.
Danke auch.

Jetzt wird es völlig bekloppt: Rangliste von Bundensländern, wie deren Bewohner zu Naidoo stehen.

Ich zähle die Medien zu den Institutionen, und die sind gekapert, ganz im Sinne Gramscis »kulturellen Hegemonie«. Wobei das »gekapert« nicht verschwörungstheoretisch gemeint ist. Es liegt in der Natur jeder totalitären Bewegung diese »kulturelle Hegemonie« anzustreben. Das ist sozusagen ihre innere DNA. Der Pluralismus muss also ständig verteidigt werden.

Gestern sinngemäß von einem Ex-Grünen (Oswald Metzger) aufgeschnappt: »Es gibt in Deutschland drei politische Hauptströmungen: 1. Die Konservativen, 2. Die Sozialisten, 3. Die Liberalen. Die Ökologisten sind nicht selbstständig und immer in Verbindung mit 1-3.« (sinngemäß, da beim Zappen im TV aufgeschnappt und vergessen welcher Sender). Das finde ich eine interessante These.

Ich tendiere zur Unterscheidung von Heimat und zu Hause. Die Heimat kann man sich nicht aussuchen, es ist Schicksal oder Vorsehung, Heidegger würde wohl von Geworfensein sprechen, dass uns an Menschen und Orte bindet und uns Heimat ist. Das zu Hause ist allerdings etwas anderes, es hat mit eigenem Willen zu tun, was ich mir als zu Hause gebe. Ich denke diese Unterscheidung wird viel zu wenig vorgenommen.

Es komisch, dort wo man meinen Dialekt spricht war ich nie heimisch, die Sprache hat mein Heimatgefühl nicht berührt.

Vielleicht ist aber alles auch ganz anders.

„Zivilgesellschaft” ich mag es nicht mehr hören, warum spricht man nicht einfach von den „Bürgern“?

PC entsteht nicht aus Respekt, sondern ist das Gegenteil, Respektlosigkeit gegenüber dem Denken. Geländerdenken nannte es Hannah Arendt.

Selbst heute, im Zeitalter von Satelitenkommunikation und Internet, leben Milliarden in engen, lokalen Verhältnissen, denen sie weder real noch mental entkommen können. Nur privilegierte Minderheiten denken und handeln «global».
(Jürgen Osterhammel)

Ich brauche den Pluralismus, nur für mich selbst, da ich heute so und morgen anders bin. Ohne ihn, müsste ich mich morgen selbst verachten.

Identität hat auch mit Verwurzelung zu tun und die ist sehr komplex und lässt sich selten über das Hilfsmittel Ideologie beschreiben. Außer bei Nihilisten natürlich. Ich persönlich glaube ja, dass es immer innere Widersprüche im Individuum gibt, die zwischen der persönlichen Verwurzelung und der persönlichen Ideologie des persönlichen Weltbildes.

Ich nehme generell niemanden ernst, der das Wort »reaktionär« als beschreibende Abwertung anderem/n gegenüber verwendet.

Sollte die AfD irgendwann an der Macht sein, werde ich sie bekämpfen. Bis dahin unterstütze ich sie.

Die deutsche Form der Revolution ist die Denunziation.
(Gottfried Benn)

Immer wieder kreisen in letzter Zeit meine Gedanken um das Thema »Heimat und Identität«. Ich bringe den Staat, ein Staatsgebilde, da einfach nicht mit rein, immer stört es mich. Was soll daran identitär sein, es sind die einzelnen Aufgaben des Staates, die Verwaltung, die Organisation des Zusammenlebens, und nicht zuletzt die Verteidigung der Heimat, die seinen Charakter ausmachen. Er ist somit Institution, oder ein Mischgebilde aus Institutionen, geschaffen für die Heimat und das Individuum gleichermaßen.

Die 68er sind und waren nicht das Problem, sie waren Protest. Erst die 70iger wurden richtig eklig, die Strategien zur Machtübernahme begannen zu greifen.

Bürger schaffen sich die Institution Staat, der entwickelt ein Eigenleben und macht den Bürger zum Untertan.

Der Altvater Jakob sprach: »Es ist wertvoller, Fremdling zu sein, als Fremde aufzunehmen.«
(Weisheit der Väter)

"Das Christentum ist keine moralische, sondern eine mystische Religion."
(Eugen Biser)

„Krieg und Hass hat es immer gegeben, doch der Koran hat es geschafft, den Hass zur Tugend zu erheben.“
(Hamed Abdel-Samad)

Die Deutschen hatten sich in der Nachkriegsordnung gemütlich eingerichtet, diese Gemütlichkeit ist nun vorbei, dabei hängen sie doch so sehr an ihr, sie wollen sie sich nicht nehmen lassen.

Lindner hier, Linder da, basteln etwa die Medien an einem "Lindnerzug" für die FDP?

Auch das Christentum begann mit einem Wahrheitskrieg, den zwischen Paulus und Jakobus. Ein Wörterkrieg nur, ohne weltliche Macht. Kommt diese ins Spiel, wirds blutig. Immer. Kann der Islam ohne weltliche Macht gedacht oder geglaubt werden, bei seiner blutigen Entstehungsgeschichte?

Er gefällt sich in seiner Selbstverliebtheit als Empörer. Nicht als Empörter, den spielt er lediglich. Selbst empört ist er, wenn andere seinen Blick für Empörungswürdiges anzweifeln. Er will der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt, nicht einer der vielen zuvor, die nun keine Tropfen mehr sind, sondern nur noch Wasser, nur noch Masse.



Dossier: Aphorismen



Einige dieser „Gedankenschnipsel“ – und weitere – hier in:
Chorhähnchen esse ich jederzeit“.

Paperback
148 Seiten
ISBN-13: 9783744895590
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E-Book
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